Die Kurzgeschichte
Diese Textsorte ist noch sehr jung: sie kommt aus den USA (Short Story). In Deutschland entstanden die ersten Kurzgeschichten nach dem 2. Weltkrieg.
Themen sind oft entscheidende Situationen im menschlichen Leben, eine "unerhörte Begebenheit".
Kennzeichen:
kurz
Ausschnitt aus einem Geschehen (Blitzlicht),
unmittelbarer Anfang (Sprung mitten ins Geschehen)
offener Schluss (oft überraschend)
Alltagssprache
Der Leser muss über eine Lösung nachdenken und sich ein Ende überlegen.
Die Interpretation
einer Kurzgeschichte erfordert eine genaue Analyse der Form. Weil der Autor sein Anliegen sehr kurz gefasst hat, müssen wir davon ausgehen, dass kein Satzzeichen, kein Wort, kein Absatz beliebig ist.
Beim Lesen machen wir uns Gedanken um den Inhalt, die Form steht im HIntergrund. Um aber die Richtigkeit unsere Interpretation "beweisen" zu können, müssen wir aber die Absicht des Autors mit Hilfe der Form aufzeigen.
Es folgt ein Überblick:
Text
ist er besonders kurz oder besonders lang?
Absätze
Gibt es Auffälligkeiten in der Absatz-länge. ist der Text z.B. in zwei Hälften unterteilt oder wird er von sehr kurzen Abschnitten unterbrochen?
Sätze
bei vielen Hauptsätzen spricht man von Parataxe, bei langen Sätzen mit vielen Nebensätzen von Hypotaxe. Bei einem guten Text wird beides im Wechsel verwendet. Bevorzugt der Autor das eine oder das andere, so tut er das wohl mit Absicht. z. B. kann die Parataxe zeigen, das sich eine Person gehetzt fühlt. Hypotaxe kann Grübeleien verdeutlichen.
Unvollständige Sätze vermitteln Aufregung oder Gedankenlosigkeit.
Wortwahl
Wird eine Wortart bevorzugt?
Drücken die Adjektive Positives oder Negatives aus?
Finden sich gehäuft Nominalstil,Fachworte, Fremdworte, Anglizismen Umgangssprache?
Herrscht eine Wortfamilie vor? (z. B. Wasser in "der Zauberlehrling")
Laute
Gibt es auffallend viele helle Vokale (e, i, ei) = gute Stimmung oder herrschen dunkle Vokale (o, u, au) vor.
Ausrufe (Interjektionen) Ah! Oh! geben die Emotionen der Personen wieder.
Satzzeichen
Punkte sind normal,
Fragezeichen beziehen den Leser mit ein und fordern ihn zum Nachdenken auf.
Viele Ausrufezeichen erzeugen eine eher “laute”, gereizte Stimmung im Text
Gedankenstriche erzeugen sichtbare Pausen im Text. Zeit zum Nachdenken – das, was dahinter kommt, ist immer wichtig!
Allgemeine Merkmale des Erzählens findet ihr im "Orientierungswissen" auf Seite 30/31
Diese formalen Gesichtspunkte sind für eine Interpretation unerlässlich, aber für sich genommen sind sie wertlos. Nur in Verbindung mit dem Inhalt ergeben sie Sinn.