Verständlich schreiben

Verständlich informieren und schreiben

1. ALLGEMEINE INFORMATION

1.Die vier „Verständlichmacher"

Du lernst jetzt nacheinander vier wichtige Eigenschaften von Texten kennen. Jede der Eigenschaften trägt zur Verständlichkeit von Texten bei. Zusammengenommen sorgen diese „Verständlichmacher" dafür, daß man einen Text gut verstehen kann.

1.1 Die 1. Eigenschaft

„Was ist eigentlich Raub?" fragt Uwe seinen Klassenlehrer. Der Lehrer sagt:

1. Antwort:

„Raub ist dasjenige Delikt, das jemand durch Entwendung eines ihm nicht gehörenden Gegenstandes unter Anwendung von Gewalt oder von Drohungen gegenüber einer anderen Person begeht, sofern die Intention der rechtswidrigen Aneignung besteht."

„Wie bitte?" fragt Uwe. „Das ist ja viel zu kompliziert. Können Sie das noch einmal erklären? Da gibt der Lehrer eine andere Antwort

2. Antwort:

„Jemand nimmt einem anderen etwas weg. Er will es behalten, aber es gehört ihm nicht. Beim Wegnehmen wendet er Gewalt an, oder droht dem anderen, daß er ihm etwas Schlimmes antun werde. Dieses Verbrechen heißt Raub."

Ach so", sagt Uwe, „das ist ja ganz einfach. Warum haben Sie das nicht gleich gesagt?"

Aufgabe 1 :

Warum hat der Schüler die erste Antwort nicht, aber die zweite gut verstanden, obwohl beide genau dasselbe aussagen? Worin unterscheiden sich die beiden Antworten? Sieh sie dir genau an und schreibe deine Meinung in kurzen Stichworten auf ein Blatt Papier, links die Kennzeichen der ersten Antwort, rechts die der zweiten Antwort. Vergleiche dann mit der Lösung auf Seite...

Hier weitermachen:

Damit hast du die erste Eigenschaft von Texten kennengelernt. Sie heißt Einfachheit, das Gegenteil heißt Kompliziertheit. Hast du dir gemerkt, woran du Einfachheit erkennen kannst? Der Kasten hier bringt noch einmal die wichtigsten Merkmale:

1.2 Die 2. Eigenschaft

Frage: "Was ist eigentlich Raub"

1.Antwort

„Jemand wendet gegen einen anderen Gewalt an. Das ist Raub, es gehört ihm nämlich nicht. Er will es für sich behalten, was er ihm wegnimmt. Zum Beispiel ein Bankräuber, der dem Angestellten mit der Pistole droht. Auch wenn man jemandem droht, dass man ihm etwas Schlimmes antun will, ist es Raub."

2. Antwort

„Raub ist ein Verbrechen. Jemand nimmt einem anderen etwas weg, was ihm nicht gehört. Er will es behalten. Dabei wendet er Gewalt an oder droht dem anderen etwas Schlimmes an. Drei Dinge sind wichtig

1) etwas wegnehmen, was einem nicht gehört

2) es behalten wollen

3) Gewalt oder Drohung

Beispiel: Ein Bankräuber droht dem Angestellten mit der Pistole und nimmt sich das Geld."

Aufgabe 2:

Wieder sind die beiden Antworten sehr verschieden. Worin unterscheiden sie sich diesmal? Was fällt dir auf? Schreibe es wieder auf ein Blatt Papier, genau wie beim ersten Mal. Wenn du fertig bist, vergleiche wieder die Lösungen auf S. .., Lösung Aufgabe 2. (3 Minuten )

Der 2..,Verstandlichmacher' heisst Übersichtlichkeit. Hier haben wir ihn noch einmal auf einen Blick:

1.3 Die 3. Eigenschaft

Frage: „Was ist eigentlich Raub?"

1. Antwort.

„Ja, Raub, das darf man nicht machen. Raub ist ein verbotenes Verbrechen. Du darfst es nicht mit Diebstahl verwechseln. Diebstahl ist zwar auch ein Verbrechen, aber Raub ist doch noch etwas anderes. Angenommen, jemand raubt etwas. Was heisst das? Das heisst: Er nimmt einem anderen etwas weg, was ihm nicht gehört, um es für sich zu behalten. Das ist natürlich nicht erlaubt. Jetzt muss aber noch etwas hinzukommen: Während der Verbrecher die Sache wegnimmt, wendet er Gewalt an gegenüber dem anderen, zum Beispiel: Er wirft ihn einfach zu Boden, oder er schlägt ihn bewusstlos, dass er sich nicht mehr wehren kann. Es kann aber auch sein, dass er nur droht, dem anderen etwas anzutun. Auch dann ist es Raub, und der Mann (oder die Frau) wird wegen Raubes bestraft."

2. Antwort

"Ein Verbrechen. Wer einem anderen etwas wegnimmt, was ihm nicht gehört, um es zu behalten, begeht Raub. Hinzukommen muss, dass er dabei Gewalt anwendet oder droht."

Aufgabe 3:

Sicher ist dir aufgefallen, worin sich die beiden Texte diesmal unterscheiden. Man sieht es ja schon auf einen Blick. Schreibe deine Beobachtungen wieder auf ein Blatt Papier. Vergleiche auf S. ... Lösung Aufgabe 3

Die 3. Eigenschaft nennen wir Kürze. Das Gegenteil heisst Weitschweifigkeit.

Merke: Zu weitschweifig ist schlecht. Allzu kurz ist aber auch schlecht. Am besten verständlich sind kurze, aber nicht allzu kurze Texte.

Im Kasten findest du wie immer die Merkmale des Textes, auf die es bei der Beurteilung der Eigenschaft ankommt.

1.4 Die 4. Eigenschaft

Jetzt kennst du schon drei Verständlichmacher:

1. Einfachheit (Gegenteil: Kompliziertheit)

2. Übersichtlichkeit (Gegenteil: Unübersichtlichkeit)

3. Kürze (Gegenteil: Weitschweifigkeit)

Nun fehlt nur noch der vierte. Vergleiche hierzu die beiden folgenden Antworten auf die Frage „Was ist Raub?"!

1. Antwort

„Jemand nimmt einem anderen etwas weg. Er will es behalten, obwohl es ihm nicht gehört. Beim Wegnehmen wendet er Gewalt an oder droht dem anderen, daß er ihm etwas Schlimmes antun werde. Dieses Verbrechen (Wegnehmen mit Gewalt oder Drohung) heisst Raub. Raub wird mit Gefängnis bestraft."

Achte jetzt schon darauf, worin sich die Texte unterscheiden.

2. Antwort

„Nimm an, du hast keinen Pfennig Geld in der Tasche. Aber was ist das? Da geht eine alte Dame mit ihrer Handtasche über die Strasse. Du überlegst nicht lange: ein kräftiger Schlag auf ihren Arm, und schon bist du mit der Tasche auf und davon. Haltet den Dieb!' ruft die Dame, weil sie es nicht besser weiss. Richtiger müsste sie rufen:, Haltet den Räuber!' ; denn wenn man dabei Gewalt anwendet oder Drohungen ausstösst, dann ist es Raub. Und wie endet die Geschichte? Nun, meistens endet sie im Knast."

Aufgabe 4:

Wieder unterscheiden sich die Antworten, und wieder ist es eine andere Eigenschaft. Schreibe auf ein Blatt Papier, was dir auffällt! Bevor du weitermachst, vergleiche deine Lösung. Siehe nach auf S... Lösung Aufgabe 4.(3 Minuten)

Der 4. Verständlichmacher heisst Anregung. Ein Text ist anregend, wenn der Schreiber sich bemüht, die Sache ein bisschen interessant zu machen. Und wenn er beim Leser persönliche Anteilnahme hervorruft. Wie man das macht? Ein paar Kunstgriffe hast Du schon kennengelernt: persönliche Anrede, Frage- und Ausrufesätze, lebendige Beispiele, direkte Rede, witzige Formulierungen.

Im Kasten findest du die Merkmale des Textes, auf die es bei der Beurteilung der Eigenschaft ankommt.

Achtung! Manche Texte sind durch ihren Inhalt interessant und anregend. Hier ist aber nur gemeint, ob die Art der Darstellung (also wie es „gebracht" wird) anregend ist.

2. Zensieren von Texten mit Hilfe der vier Verständlichmacher

In diesem Abschnitt lernst du, Informationstexte nach ihrer Verständlichkeit zu zensieren. Zensuren kennst du aus der Schule: Ein Schüler kann in Mathematik gut, in Deutsch schlecht und im Turnen mittelmässig sein, in Musik vielleicht wieder gut. Genauso kann es sein, dass ein Informationstext z. B. in Einfachheit schlecht ist (also kompliziert geschrieben), aber in Übersichtlichkeit und Kürze gut. Deshalb müssen wir für einen Text immer vier Zensuren geben: für jeden Verständlichmacher eine Zensur.

Und so sieht das „Zeugnis" für einen Text aus

E

A

Ü

K

In dieses „Fenster- werden die Zensuren eingetragen. Das E steht als Abkürzung für Einfachheit, Ü für Übersichtlichkeit, K für Kürze und A für Anregung.

Beispiel: Angenommen, ein Text ist

Dieser Text würde dann folgendes Zeugnis bekommen

E -

K 0

Ü +

A -

Solche „Zeugnisse" sind ganz praktisch: Man kann auf einen Blick erkennen, wie es um die Verständlichkeit eines Textes bestellt ist. Man sieht auch sofort, wo die Mängel liegen.

Aufgabe 5:

Dein Freund hat einen Vortrag gehört. Er erzählt dir von dem Vortrag

„Ich meine, das war schon witzig gebracht alles, man ging irgendwie mit. Aber man wusste oft gar nicht, worauf der Redner hinauswollte, das ging alles so durcheinander. Und dann muss ich auch sagen, dass er ziemlich viel Worte machte, immer wieder dasselbe im Grunde genommen. Manchmal machte er auch richtige Bandsätze: Wenn der Satz aufhörte, hatte man den Anfang längst vergessen. Aber im allgemeinen waren die Sätze kurz, und seine Formulierungen waren zumindest einigermassen zu verdauen."

Aufgabe 5

Kannst du dem Vortrag aufgrund dieser Schilderung ein Zeugnis geben? Lies noch einmal durch, was der Freund mitteilt. Dann gib dem Vortrag vier Zensuren :

E

A

Ü

K

Vergleiche deine Lösung mit der Lösung auf S. ..., Aufgabe 5.

viermal +

Nein. Sind nur solche Texte gut verständlich? Aber gehen wir der Reihe nach vor

3. Die Verständlichkeit von Texten insgesamt

Welches „Zeugnis" sollte ein gut verständlicher Text haben? Ist viermal + nötig?

    • Einfachheit und Übersichtlichkeit sind die wichtigsten Verständlichmacher. Ein Text sollte in beiden Eigenschaften + haben

    • Kürze ist nicht ganz so entscheidend. Am besten ist die Zensur 0 (nicht zu knapp und nicht zu breit). Aber auch + ist ganz gut, jedenfalls besser als -.

    • Anregung ist ebenfalls nicht so entscheidend. Man kann auch des Guten zu viel tun. Ein mittleres Mass an Anregung (Zensur: 0) ist oft am besten.

    • In rein sachlichen Mitteilungen (z. B. Nachrichten im Radio) ist es meist üblich, auf Anregungen ganz zu verzichten (Zensur: -).

    • Viel Anregung (Zensur: +) ist nur dann gut, wenn Kürze und Übersichtlichkeit nicht darunter leiden.

Aufgabe 6:

Zwei Texte haben folgende Zeugnisse bekommen. Welcher Text ist verständlicher? Begründe deine Lösung und vergleiche auf der Lösungsseite.

Lösungsteil

Lösung Aufgabe 1

Lösung Aufgabe 2:

Lösung Aufgabe 3:

Losung Aufgabe 4:

Lösung Aufgabe 5:

Die richtige Lösung:

E 0

K -

Ü -

A +

Vielleicht wirst du nicht alles richtig haben. Deshalb steht im folgenden, wie man zu den richtigen Zensuren kommt

Der Freund erzählte

„Ich meine, das war schon witzig gebracht alles, man ging irgendwie mit. (Also Anregung schien gut zu sein. Deshalb ein„ +"' in das Kästchen für Anregung). Aber man wusste oft gar nicht, worauf er hinauswollte, das ging alles so durcheinander. (Es hat also an Übersichtlichkeit gehapert, deshalb ein „-" in die rechte obere Ecke!) Und dann muss ich auch sagen, dass der Redner ziemlich viel Worte machte, immer wieder dasselbe im Grunde genommen. (Also weitschweifig. Ein „-" für Kürze!) Manchmal machte er auch richtige Bandwurmsätze: Wenn der Satz aufhörte, hatte man den Anfang längst vergessen. (Lange Sätze: das scheint ein „-" für Einfachheit zu geben, aber es geht noch weiter.) Aber im allgemeinen waren die Sätze kurz, und seine Formulierungen waren einigermassen zu verdauen." (Hier ist die Sache nicht so eindeutig: teils lange, teils kurze Sätze, einigermaßen verdaulich: Man kann wohl insgesamt in Einfachheit eine „0" (mittelmäßig) geben.)

Lösung Aufgabe 6:

Text A

E +

K 0

Ü +

A 0

sehr verständlich

Text B

E 0

K +

Ü 0

A +

Nicht so verständlich

Begründung: Die Zensur + ist für Einfachheit und Übersichtlichkeit viel wichtiger als für Kürze und Anregung. Ausserdem ist die Zensur 0 für Kürze und Anregung sehr gut.